Belmonte: Eine deutsch-italienische Familiensaga (German Edition) by Riepp Antonia

Belmonte: Eine deutsch-italienische Familiensaga (German Edition) by Riepp Antonia

Autor:Riepp, Antonia [Riepp, Antonia]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2020-06-01T16:00:00+00:00


Kapitel 19

Fluchttiere

Gegenwart

Simona

Simona drehte die Kassette um und bemerkte dabei, dass sie Hunger hatte. Im Kühlschrank war noch ein Stück von dem Käse, den Adriano ihr vor die Tür gestellt hatte. Vielleicht mit einem frischen Salat aus dem Garten? Mit Korb und Küchenmesser ausgestattet, ging sie hinaus, zog eine Zwiebel aus der Erde, erntete drei Tomaten, eine Gurke, einen Fenchel und schnitt etwas Rucola und Dillkraut ab. Wie schön das doch war, einfach rausgehen zu können und sein Essen zu ernten. Sie fasste einen Entschluss: Egal, wohin ihr Leben sie noch führen würde – ein eigener Garten hatte ab sofort oberste Priorität.

Sie überlegte, woher sie ihre Leidenschaft fürs Gärtnern haben könnte. Von Franca jedenfalls nicht. Deren Reihenhausgarten war stets nur pflegeleicht angelegt gewesen – Rasen, Sträucher, Bodendecker, hier und da ein paar Tulpenzwiebeln. Hätte es in den Siebzigern schon diese fürchterlichen Gabionen gegeben, hätte Franca sie bestimmt anstelle der Ligusterhecke gesetzt. Und Marina? Das Einzige, was die jemals gehegt und gepflegt hatte, war eine Hanfpflanze im Topf.

Während Simona ihren Salat zubereitete, stellte sie sich die junge Franca vor, wie sie in der Orangerie saß und einen Simmel-Roman mit dem Wörterbuch las. Eine Neunzehn- beziehungsweise Zwanzigjährige in einem vollkommen fremden Land. Der Kulturschock musste gewaltig gewesen sein. Wenn man in den Sechzigern fort war, war man so gut wie unerreichbar gewesen. Es hatte ja noch nicht einmal die Mehrheit aller Leute ein Telefon besessen. Wie hatte man sich damals eigentlich über wichtige und unwichtige Dinge informiert? Wie hatte man sich verabredet? Per Brief? Kaum noch vorstellbar in Zeiten, in denen man mit seinem Smartphone praktisch die ganze Welt in der Hand hielt.

Es sei denn, man lebte in einem Funkloch!

Draußen knirschte der Kies. Fuhr der Jeep ihres Nachbarn vielleicht vor?

Erwartungsfroh linste Simona durch das Küchenfenster.

Es war ein silbergrauer Audi mit Kemptener Kennzeichen. Ihr Puls beschleunigte sich. Hinterher hätte sie nicht mehr sagen können, ob der Grund dafür die reine Freude oder ein kleiner Schrecken gewesen war.

Sebastian stieg aus. Stand da und sah sich mit Feldherrenmiene um. Gleich wird er wieder dieses und jenes zu bemängeln haben, dachte Simona. Er hatte sie hinter dem Mückengitter noch nicht bemerkt. Prüfend blickte sie an sich hinunter. Sie hatte es eilig gehabt mit der Kassette, deshalb trug sie noch immer das rote Kleid, das sie für Adriano angezogen hatte.

Sie wusch sich schnell die Hände, um den Zwiebelgeruch loszuwerden, legte ein Lächeln auf und öffnete die Haustür. Er war stehen geblieben, stand steif wie ein Ast vor ihr. Nein, so sah keiner aus, der etwas auszusetzen hatte. So unsicher lächelnd sah einer aus, der gerade seiner Liebe gegenüberstand, die ihm zu entgleiten drohte. Sie umarmten sich. Es war, als schlüpfe man in ein vertrautes, bequemes Paar Schuhe.

»Das ist aber eine schöne Überraschung«, sagte Simona, nachdem sie einander wieder losgelassen hatten .

»Ich dachte, die eine Vorlesung kann ich auch ausfallen lassen und heute schon herfahren.«

»Heute schon?«, wiederholte Simona.

»Dieses Wochenende ist Pfingsten«, klärte er sie mit leiser Ironie auf. »Ich hatte vorgeschlagen, an Pfingsten herzukommen, erinnerst du dich?«

»Ja, klar.«

Lieber Himmel,



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